Treiberameisen gelten als „nature`s primordial
exterminators“, sie zerlegen mit ihren
scharfen Mandibeln sogar Wirbeltiere, „prey animals not commonly attacked by
New World species “ (1). Von einem gekäfigten
Krokodil und Schlangen, die bis aufs Skelett von „Siafu“- so der
Lokalname in Kenia, abgenagt wurden, wird berichtet. In der afrikanischen
Folklore wird sogar von angebundenen
Haustieren berichtet, von denen am Tag danach nur noch Knochen und der Schädel
am Strick übrig war.
Ich hatte Gelegenheit, eine kleine Kolonie von
einigen Tausend Dorylus molestus mit
der Königin in einem Formicarium zu beobachten. Es stellte sich heraus, dass
die Dorylus unfähig sind, mehr zu
erbeuten als kleine Invertebraten. Bereits ein Heimchen überfordert sie: sobald
das Heimchen von einer Ameise angegriffen wird und springt, verlieren die
blinden Ameisen die Orientierung. Aufgeregt suchen sie die Umgebung ab. Angebotenes
Muskelfleisch vom Rind, Huhn oder Fisch ist schnell von Ameisen bedeckt, aber
nie konnte ich beobachten, dass sie auch nur winzige Stücke abschnitten und
wegschafften. Wenn sie in Millionen über eine immobilisierte Beute herfallen,
kann wohl schon der Eindruck entstehen,
sie würden das Opfer zerfleischen. In Wirklichkeit nehmen sie nur verflüssigte
Nahrung auf. Genauso verfahren sie mit grösseren Insekten, die für sie nicht
mehr transportfähig sind, Wachsmadenraupen zum Beispiel. Wenn der
Transportversuch gescheitert ist, versammeln sich viele auf der durch zahllose
Bisse getöteten Raupe und beginnen den verflüssigten Inhalt aufzulecken. Bei Eciton
burchelli , Treiberameisen in Mittel- und Südamerika, konnte ich
beobachten, wie sie auch grössere Insekten wie Heuschrecken oder Skorpione ,
überfielen, durch zahlreiche Stiche töteten und danach in transportfähige
Stücke zerlegten und ins Biwak
transportierten . Die Dorylus erscheinen dagegen geradezu harmlos.
Die Kolonie Dorylus
wurde ausgegraben und nicht beim Umzug
eingefangen. Die Königin machte keinen vitalen Eindruck und ging nach
wenigen Tagen ein. Sie ist mit 40 mm riesig. Ich vermute, dass es nötig wäre,
die Königin in der Migrationsphase zu entnehmen. Die Umzüge der Kolonie
wiederholen sich nach 3 bis 45 Tagen (2).Es ist also sehr schwierig, den
Zeitpunkt der nächtlichen Wanderung zu treffen und im Millionenzug die Königin ausfindig
zu machen.
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1: Ein Soldat versucht sich an einer Pinzette.
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2: Königin mit Arbeiterinnen.
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3: Königin im Ytong-Nest.
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4: Dorylus erbeuten Wachsmaden.
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5: Grössenvergleich: Arbeiterin, Soldat, Königin.
Immerhin war auch das Ausgraben aufschlussreich.
Die Afrikaner lehnten Gummistiefel, die mit Vaseline bestrichen waren, grinsend
ab und gruben mit Flipflops an den Füssen. Die beissenden Dorylus konnten ihnen nichts anhaben. Nur wenn es Soldaten mit
ihren kräftigen Mandibeln im Hosenbein nach oben schafften, sprang einer unter
dem Gelächter der Übrigen aus der Grube. Weisse Haut hält den Bissen nicht
stand, jeder Biss blutet.
Eine Wurmschlange (Typhlops) wurde stolz als Königin präsentiert und es war schwierig, die Ausgräber zu überzeugen, weiter zu graben. In Kenia glaubt man fest daran, dass die in
den Kolonien gefundenen Typhlops die Königinnen der Dorylus sind.
Dorylus
wären wohl in
Formicarien haltbar, wenn es gelänge,
sie mit einer überlebensfähigen Königin zu beschaffen und es sind vermutlich
noch viele Beobachtungen zu machen, die nur so möglich sind und von dem
„Mantra“ über army ants
abweichen.
1
Schneirla,
T.C. 1971 Army Ants . A Study in Social
Organization. W.H. Freeman and Company, San Francisco.
2
Gotwald,
W.H., Jr.,and G.R. Cunningham –van-Someren. 1990. A year in the life of an Old
World army ant colony: spatial patterns in foraging and emigration. Pages
714-715 in G.K. Veeresh, B. Mallik, and C.A.Viraktamath, eds, Social Insects and the Environment: Proceedings of
the Eleventh International Congress of
the International Union for the the Study of Social Insects, Oxford and IBH
Publishing Co., New Dehli.
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