Mit der Entdeckung des Sex Peptids (1) und seiner künstlichen Synthese
(2) wurde eine detailreiche Analyse der Fortpflanzung bei Drosophila möglich. Insbesondere die schrittweise Synthese ergab
die Möglichkeit, die Segmente des 36 Aminosäuren langen Peptids zu studieren.
Ich fand das sehr interessant und stelle eine Kurzfassung ein.
Bei der Paarung werden Spermien und eine Flüssigkeit, die aus den
akzessorischen Drüsen des Ductus
ejakulatorius stammt und auch Sex
Peptid (SP) enthält, in den Genitaltrakt des Weibchens übertragen.
Das SP wird an Kopf und Schwanz der
Spermien gebunden. Während die Bindung am Kopf kurzfristig ist, bleibt das SP
am Spermienschwanz länger gebunden. Das
vom Kopf abgelöste SP diffundiert in die Hämolymphe und löst durch Bindung an
Rezeptoren zwei Paarungsreaktionen aus: Die Paarungsbereitschaft
(Perzeptivität) wird vermindert und die Eiablage stark erhöht. Daneben wird die
Futteraufnahme gesteigert, die sonst normale Siesta fällt aus, das Imunsystem
wird angeregt und es werden Proteasen in die Hämolymphe freigesetzt. Diese Proteasen
bauen das SP ab, so ist die Wirkung des vom Spermienkopf stammenden SP nur
kurzfristig. Durch die stetige Abgabe von SP vom Spermienschwanz wird
verhindert, dass die Eiablage sinkt und die Perzeptivität ansteigt, das dient
dem männlichen Interesse: alle Nachkommen haben seine Gene. Zusätzlich gibt das
Männchen bei der Paarung ein übel riechendes Sekret (repellent) ab, das anderen
Männchen die Annäherung an das befruchtete Weibchen verleiden soll. Das
weibliche Interesse liegt anders: durch mehrere Paarungen würde die genetische
Vielfalt ihrer Nachkommen erhöht und ihr
Fortpflanzungserfolg (fitness) besser gesichert, ihre eigenen Gene werden ohnehin
weitergegeben.
Die Spermienschwänze bei Drosophila
sind extrem lang. Bei D. melanogaster mit
1,8 mm körperlang, bei der 3 mm grossen D.
furca mit 58 mm fast die 20-fache Körperlänge.
1 Fox, A.S.,
Mead, C.G. & Munyon, I.L., 1959, Sex Peptide of Drosophila melanogaster, Sience
129, 1489-1490
2 Chen, P.S.,
Stumm-Zollinger, E., Aigaki,T., Balmer,J., Bienz, M. & Böhlen, P., 1988. A male
accessory gland peptide that regulates reproductive behavior of female D. melanogaster.
Cell 54, 291-298.
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