Samstag, 31. März 2018

Drosophilazucht stinkt

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Es kommt (selten) vor, dass die Drosophilazucht mit Instant WP gegen Ende der Entwicklungszeit zu stinken beginnt. Das liegt nicht am Instant - sonst würde es immer stinken - sondern an einer ungeeigneten Besiedlung mit Hefen, Pilzen und besonders Bakterien. Die dominierenden Stämme produzieren Metaboliten, die toxisch sind für andere Mikroorganismen, und verhindern dadurch Veränderungen in der Zusammensetzung. Am einfachsten ist es, einen neuen Ansatz zu beschaffen. Wenn dies nicht möglich ist, hilft es, den pH-Wert in der Zucht kräftig zu verändern. Ich hatte einen Ansatz von Drosophila “Ameise“ erhalten, der  gegen Ende der Entwicklung stank. Einen neuen aus einer anderen Quelle zu beschaffen war zu schwierig. Deshalb habe ich während drei Generationen den pH-Wert abwechselnd gesenkt und erhöht (durch Variation der Zitronensäure-Konzentration). Danach war der Geruch normal und erträglich.

Samstag, 3. März 2018

gut-loading von Drosophila

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Die frisch geschlüpfte Drosophila ist relativ arm an Nährstoffen – ausser einem Fettvorrat als Energiereserve für ihre erste Lebensphase, das Migrationsstadium. Danach kommt der Reifungsfrass; sie nehmen die Nährstoffe auf, die sie für die Bildung der Spermien und Eier benötigen. Die aufgenommenen Stoffe bleiben nur ca. 6 Stunden unverdaut im Kropf. Deshalb ist ein kontinuierliches Angebot einem einmaligen Anfüttern vorzuziehen.

Das gut-loading wird mit Wasser angemacht und in kleinen gelben Tiegeln aus Weichplastik angeboten. Durch die Farbe und die Lockstoffe im Futter finden die Fliegen den Tiegel im Terrarium schnell und versammeln sich dort (siehe Abbildung). Man erspart sich ein separates Anfüttern und kommt mit einem Bruchteil an  Fliegen aus. Das vermeidet ein kurzzeitiges Überangebot; es gibt weniger abgestorbene Fliegen, die im Terrarium verrotten und die Keimbelastung weiter erhöhen.


Die Frösche finden ihrerseits die Tiegel sehr schnell und picken die Fliegen ab.

Im gut-loading kann eine Nährstoffkonzentration angeboten werden, die im Instant Brei zu aufwendig und zudem nicht „zielführend“ wäre.

Zusammensetzung
freie Aminosäuren (18): Methionin, Lysin, Leucin, Isoleucin, Alanin, Phenylalani, Asparagin, Glutamin, Glycin, Prolin, Cystin, Arginin, Serin, Tryptophan, Threonin, Tyrosin, Valin
Vitamine (10): Retinol, Thiamin, Riboflavin, Niacin, Biotin, Pantothensäure, Folsäure, Vitamin D,  Ascorbinsäure, Tocopherol
Spuren (6): Eisensulfat, Kupfersulfat, Zinkoxyd, Calziumjodat, Manganoxyd, Natriumselenit
L-Carnitin
Fruktose
Astaxanthin
Omega 3,6 Fettsäuren  in Leinöl, gebunden an Maltodextrin
Kalziumacetat
Alginat
als Lockstoff : Aethyl-/Methylalkohol in Spuren, gebunden an Maltodextrin


Samstag, 12. August 2017

IR-A, IR-B, IR-C, ein Problem im Terrarium?



Die Wirkung  von IR-Wärmestrahlung messen wir undifferenziert mit dem Thermometer. Für poikilotherme Tiere ist die Wirkung differenzierter, zusammengefasst:

·      IR-C  (2500 -6000 nm) hat wenig Energie, dringt nicht ins Gewebe ein, wirkt nur durch Konvektion. 
·      IR-B  (1400 -2500 nm) ist 20 Mal energiereicher, dringt 1 mm tief ein und erreicht die Wärmerezeptoren in der Haut. Diese Rezeptoren steuern die zentrale Thermoregulation.
·      IR-A (800 – 1400 nm) 400 Mal energiereicher, dringt bis 7 mm ein, erregt dabei auch die Wärmerezeptoren in der Haut und erwärmt von innen durch Energieabgabe an die Kapillarnetze, die entscheidend an der Thermoregulation beteiligt sind.

Täglich müssen die heliophilen Arten die morgendliche Sonnenwärme nutzen, um möglichst rasch in ihre bevorzugte Aktivitätszone zu kommen. Und dabei eine überschiessende Wärmeaufnahme sicher vermeiden, denn die letale Zone beginnt nur einstellig höher. KRUEGER  hat schon 1929 auf die Bedeutung der Infrarotstrahlung hingewiesen, blieb aber weitgehend unbeachtet. SINERVO hat gezeigt, dass der bisherige Klimawandel mit Temperaturerhöhungen und der Ausdehnung der erzwungenen mitttäglichen Ruhezeiten bereits zur Abnahme der Artenvielfalt geführt hat.
Schon vor Jahren hatte ich mit einem Dummy im Terrarium die Wirkung des dort vorherrschenden IR-B untersucht und gefunden, dass die Kerntemperatur verlangsamt ansteigt - nur durch Konvektion. Dadurch wird die Thermoregulation empfindlich gestört.

Ich beobachte seit langem ein merkwürdiges Verhalten bei einer Gruppe von Mauereidechsen, die vor meinem Laborfenster auf der Terrasse lebt (Abb.1).

Sie brechen das Sonnen ab, wenn Wind aufkommt und ziehen sich in den Schatten der Trompetenranke zurück. Das geschieht jedoch erst, nachdem sie bereits aufgewärmt sind. Morgens, beim Beginn des Sonnens, stört sie ein gleich starker (schwacher) Wind nicht. Erst wenn die Färbung von dunkel- auf hellbraun gewechselt hat und sie zunehmend aktiv werden, treteln oder den Nachbarn drohen, und nicht mehr flach auf den Steinplatten liegen, sondern den Kopf erhoben halten, reagieren sie auf Wind. Ich
konnte mir dieses Verhalten nicht erklären, vermutete aber einen  Zusammenhang mit ihrer Thermoregulation. Wiederum mit einem Dummy wollte ich versuchen, das zu verstehen.
 
 
Das Dummy besteht aus einem dünnwandigen PET-Röhrchen von 15 mm Durchmesser. Es ist mit einem wässerigen Gel gefüllt. Zwei Mikrotemperatursensoren  messen die „Haut-“ resp. die „Kerntemperatur“; der eine ist aussen  aufgekittet, der andere ist in der Mitte des Röhrchens im Gel fixiert (Abb.2). 
Das Dummy wurde auf den Steinplatten bei den Eidechsen aufgestellt und die beiden Werte in 5 min Abständen notiert. Das Diagramm zeigt ein eng paralleles Ansteigen der Temperaturen, mit gelegentlichen Überschneidungen durch Windeinwirkung (Abb.3). 
 
Die Eidechsen sonnen, bis die Kerntemperatur 31°C erreicht hat, dann weichen sie in den Schatten aus. Wenn jedoch bei 28/29 ° Wind aufkommt, brechen sie das Sonnen ab und gehen in den Schatten. Ich interpretiere dieses Verhalten als Versuch, eine Erwärmung über 31°C zu vermeiden. Sie könnte eintreten, wenn durch den Wind eine Abkühlung der Haut und damit der Wärmerezeptoren entsteht und eine Falschmeldung zum Gehirn gelangte. 31° sind offensichtlich bei dieser Spezies die bevorzugte Aktivitätstemperatur. Andererseits sehe ich sie noch bei 34° aktiv, allerdings nur im Schatten.

Das Diagramm in Abb. 4 zeigt die Temperaturabhängigkeit eines Enzyms. Bei einer Temperaturdifferenz von 1 °C tritt eine Änderung der Aktivität um 7% ein; der Stoffwechsel ist also sehr sensibel. Für die Eidechsen geht es ums Konstanthalten  der Temperatur um 1 bis 2° in der bevorzugten Temperaturzone . Das überrascht bei einem täglichen Temperaturgang zwischen der Nacht mit ca. 18° und dem Tagesoptimum von 31°. Bei einer Ueberschreitung dieser Temperatur steigt der Stoffwechsel weiter steil an. Das wird versucht zu vermeiden, es ist aber erträglich. Es erinnert mich an unsere eigene Situation: 2° über dem Optimum sind 39,5 ° Temperatur (Fieber); der Stoffwechsel ist stark erhöht. In unserem Falle ist das nicht eine Folge der Sonneneinstrahlung, sondern eines pathologischen (Bakterien, Viren) oder chemischen (Pyrogene Substanz) Prozesses.  

Anschliessend  habe ich das Dummy in ein Terrarium mit einem 60 Watt Glühlampenspot gestellt Die Temperaturkurven zeigen getrennte Verläufe (Abb.5).  
Das war zu erwarten beim Fehlen von IR-A; die Erwärmung des Kerns geschieht durch Konvektion, nicht durch IR- Strahlung. Der Effekt wird noch erhöht durch das Rückstrahlen niedrigerwelligeren IRs von den Glaswänden.
 
Im Sonnenlicht ist das Verhältnis IR-A zu IR-B wie 3 zu 1. Im Spektrum eines Glühlampenspots 1 zu 5 und selbst ein CDM Spot hat nur 1 zu1.  Das muss auf die Thermoregulation von Poikilothermen  erhebliche Auswirkungen haben und erklärt möglicherweise teilweise die Erfahrung, dass eine Haltung von Heliophilen im Sonnenlicht, besonders in Terrarien, die grossflächig gazebedeckt sind und damit Albedo ermöglichen, ausserordentlich erfolgreich ist.
 
Wenn im Terrarium ein sonnenähnliches IR-Spektrum entstehen soll, muss aus dem Licht eines CDM Spots durch ein IR-Sperrfilter das IR-B zu mindestens zwei Drittel entfernt werden, um sowohl den zu hohen Anteil von IR-B des Spots als auch die Rückstrahlung  zu kompensieren.
 
Als experimentelle Filter erfüllen Wasserfilter die Anforderungen; sie sind einfach herzustellen und kostengünstig im Vergleich zu durch spezielle Bedampfung angepassten IR-Sperrfiltern. Je breiter der Abstand zwischen den Glasscheiben, desto mehr vom langwelligen IR wird absorbiert. Ein kontinuierlicher Wasserdurchfluss führt die Wärme ab (Abb.6). 

Ich bin dabei, ein solches Filter auszuprobieren und erwarte eine Steigerung der Vitalität bei heliophilen Echsen (speziell Chamäleons) im Innenterrarium durch Aktivierung der physiologischen Thermoregulation. 


Paul Krüger ,  Ueber die Bedeutung der ultraroten Strahlen für den Wärmehaushalt der                      Poikilothermen, Biologisches Zentralblatt , 49. Band, 1929, S. 65 -  89  

Barry Sinervo  et al, Erosion of  Lizard  Diversity  by  Climate Change and  Altered                                   Thermal  Niches, Science, Vol 328, 2010, pp. 894-899





Donnerstag, 12. Mai 2016

Droso Instant WP

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Drosophila Zuchtbrei wurde stets  auf hohen Ertrag und möglichst geringen Geruch ausgerichtet. Es gibt unzählige „Superrezepte“, die jedoch nach wenigen Generationen auf normale Erträge zurückgehen. Mit Küchenrezepten  aus z.B. Kartoffelbrei oder Haferflocken plus Sanostol - S. macht vieles wieder gut - ist eine Ernährung  gerade ausreichend möglich. Wiesenplankton ist unbestritten überlegen; leider ist es für höchstens 100 Tage im Jahr verfügbar - von Mitte Mai bis Mitte August.

Mit dem neuen Droso Instant WP wird versucht, diese Mängel zu beheben und Drosophila nahe an Wiesenplankton zu züchten. Als erstes sind zusätzlich zu Methionin und Lysin die Aminosäuren  Threonin, Tryptophan und Histidin angehoben. Im Wiesenplankton sind ungesättigte Fettsäuren in erheblicher Menge vorhanden. der Zusatz von Leinöl (mit über 70% ungesättigten Fettsäuren)  bringt omega 3-, 6-, 9-Fettsäuren ins Droso Instant WP. Die Spurenelemente sind um lösliches Bor ergänzt. Im Massenspektrometer hat die Untersuchung von O. lehmanni Eiern eine überraschende Konzentration von Bor ergeben. (Post „Zum Nährwert von Futterinsekten“ in diesem Blog) Lange war die physiologische Bedeutung von Bor nicht bekannt; in den letzten Jahren hat sich jedoch zunehmend gezeigt, dass Bor als Elektronendonator viele Stoffwechselprozesse  beschleunigt.

In den üblichen Rezepturen fehlen sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe vollständig. Sie sind eben nur „ sekundär“ und haben primär keinen Nährwert. Diese Stoffe sind in der Regel Stoffwechselendprodukte, die von den Pflanzen in Drusen oder Vakuolen abgelagert werden und sind  für den Geschmack und Geruch von Pflanzen verantwortlich. Durch oft nur geringe Strukturänderungen übernehmen sie jedoch wichtige Schutzfunktionen. So dienen sie dem Schutz vor genetischen Defekten durch UV-Licht ebenso wie der Abwehr von Infektionen durch Viren, Bakterien und Pilze und schützen vor Fressfeinden. Es sind Glykoside, Terpene, Carotinoide und Flavone. Im neuen Droso Instant WP sind sie in Auszügen aus aromatischen Kräutern und in Mehlen von Pflanzen enthalten. Sie haben zu einer erheblichen Steigerung der Ausbeute geführt, insbesondere bei Ameisendrosos, die bisher nur mässige  Zuchterfolge gebracht haben und werden von Fröschen den auf üblichen Substraten gezogenen Drosos vorgezogen.

Samstag, 1. Juni 2013

Vitaminpulver


Das erste Pulver war das von Birkhahn, es folgten mehrere Imitate mit nicht immer geglückter Rezeptur. Interessant ist, dass am Birkhahnpulver nicht die Vitamine sondern die Aminosäuren das Wesentliche sind. In seiner Arbeit „ Neue Erkentnisse über die Aminosäureversorgung bei Dendrobatiden“ (herpetofauna 13 (74) Oktober 1991) zeigt er, dass die Gabe von Aminosäuren Mängel wie schlecht entwickelnde Gelege, aus denen nur Quappen mit aufgeblähten Dottersäcken oder Jungfrösche mit fehlenden Vorderbeinen entstanden, behoben wurden. Generell war die Wachstumsgeschwindigkeit der Jungfrösche grösser. Das „Vitaminpulver“ sollte deshalb korrekt Aminosäurepulver genannt werden. Vitamine werden immer noch überschätzt und die eingebürgerte falsche Bezeichnung bestärkt diese Fehleinschätzung.

Einstäuben ist bequemer als gut loading. Ein Teil des Pulvers fällt allerdings in die Behälter und ergibt einen guten Nährboden für Hefen und Bakterien, die ohnehin ein Problem bilden. Weiter können dem Pulver keine omega-3 und -6 Fettsäuren zugesetzt werden. Diese sind in Wiesenplankton in erheblicher Konzentration vorhanden, aber in Zuchtinsekten unter den Nachweisgrenze. Vitamin D ist sehr empfindlich gegen Oxydation (will undergo oxydation if exposed to air at 24° C for 72 h, Handbook of Vitamins 2001, Eds. R.B.Rucker et.al., S. 58). Es wäre also ein Weg zu suchen , die Inhaltsstoffe per gut loading in die Insekten zu bringen und eine sichere Applikation von ungesättigten Fettsäuren und Vitamin D einzuschliessen.





















Tabellen der Inhaltsstoffe des Aminosäurepulvers von H. Birkhahn. 

Donnerstag, 9. Mai 2013

Fitness und Fruchtbarkeit beim gemeinen Grashüpfer in Abhängigkeit von der Vielfalt der Futterpflanzen


Untersucht wurde der Einfluss der Vielfalt von Futterpflanzen auf die Eiablage und die Zahl der Nachkommen beim gemeinen Grashüpfer (Chorthippus parallelus) (1).

Die Heuschrecken wurden auf ungedüngten und unbeweideten Wiesen gefangen und in Laborhaltung ihre Eiablage und der Schlupf der Nymphen erfasst. Dabei wurden die Entnahmen auf Wiesen mit unterschiedlicher Pflanzendiversität zwischen 20 und 40 Futterpflanzen vorgenommen. In der Laborhaltung wurde das Gras Dactylis glomerata als Futter angeboten. Die Eiablagen wurden ausgezählt und nach einer Hibernierungszeit zum Schlupf gebracht. Zwischen den Heuschrecken von Entnahmeflächen mit nur 20 Futterpflanzen und solchen mit 40 Futterpflanzen ergab sich eine Erhöhung der Eiablage um rund 60% und des Schlupfes der Nymphen um rund 30%.

Für unsere Interessen wichtig scheint mir, dass auch bei laborgezüchteten Insekten die Vielfalt und Komplexität des Futters von grosser Bedeutung ist und die Frage wie nahe wir an die unbestritten optimalen Werte von „Wiesenplankton“ kommen können.

1. S.B. Unsicker et al.  Plant species richness in montane grasslands affects the fitness of a generalist grasshopper species. Ecology,91 (4),2010,pp. 1083-1091

Sonntag, 10. März 2013

Unerwartetes bei Treiberameisen (Dorylus molestus)



Treiberameisen gelten als „nature`s primordial exterminators“, sie  zerlegen mit ihren scharfen Mandibeln sogar Wirbeltiere, „prey animals not commonly attacked by New World species “ (1). Von einem gekäfigten  Krokodil und Schlangen, die bis aufs Skelett von „Siafu“- so der Lokalname in Kenia, abgenagt wurden, wird berichtet. In der afrikanischen Folklore  wird sogar von angebundenen Haustieren berichtet, von denen am Tag danach nur noch Knochen und der Schädel am Strick übrig war. 
                                                                                                                                                                                                  
Ich hatte Gelegenheit, eine kleine Kolonie von einigen Tausend Dorylus molestus mit der Königin in einem Formicarium zu beobachten. Es stellte sich heraus, dass die Dorylus unfähig sind, mehr zu erbeuten als kleine Invertebraten. Bereits ein Heimchen überfordert sie: sobald das Heimchen von einer Ameise angegriffen wird und springt, verlieren die blinden Ameisen die Orientierung. Aufgeregt suchen sie die Umgebung ab. Angebotenes Muskelfleisch vom Rind, Huhn oder Fisch ist schnell von Ameisen bedeckt, aber nie konnte ich beobachten, dass sie auch nur winzige Stücke abschnitten und wegschafften. Wenn sie in Millionen über eine immobilisierte Beute herfallen, kann wohl  schon der Eindruck entstehen, sie würden das Opfer zerfleischen. In Wirklichkeit nehmen sie nur verflüssigte Nahrung auf. Genauso verfahren sie mit grösseren Insekten, die für sie nicht mehr transportfähig sind, Wachsmadenraupen zum Beispiel. Wenn der Transportversuch gescheitert ist, versammeln sich viele auf der durch zahllose Bisse getöteten Raupe und beginnen den verflüssigten Inhalt aufzulecken. Bei  Eciton burchelli , Treiberameisen in Mittel- und Südamerika, konnte ich beobachten, wie sie auch grössere Insekten wie Heuschrecken oder Skorpione , überfielen, durch zahlreiche Stiche töteten und danach in transportfähige Stücke zerlegten und ins  Biwak transportierten . Die Dorylus  erscheinen dagegen geradezu harmlos.                                                                                                                               
Die Kolonie Dorylus wurde ausgegraben und nicht beim Umzug  eingefangen. Die Königin machte keinen vitalen Eindruck und ging nach wenigen Tagen ein. Sie ist mit 40 mm riesig. Ich vermute, dass es nötig wäre, die Königin in der Migrationsphase zu entnehmen. Die Umzüge der Kolonie wiederholen sich nach 3 bis 45 Tagen (2).Es ist also sehr schwierig, den Zeitpunkt der nächtlichen Wanderung zu treffen und im Millionenzug die Königin ausfindig zu machen.   

  
Bild 1: Ein Soldat versucht sich an einer Pinzette.


 Bild 2: Königin mit Arbeiterinnen.


Bild 3: Königin im Ytong-Nest.


 Bild 4: Dorylus erbeuten Wachsmaden.



































Bild 5: Grössenvergleich: Arbeiterin, Soldat, Königin.    

                            
Immerhin war auch das Ausgraben aufschlussreich. Die Afrikaner lehnten Gummistiefel, die mit Vaseline bestrichen waren, grinsend ab und gruben mit Flipflops an den Füssen. Die beissenden Dorylus konnten ihnen nichts anhaben. Nur wenn es Soldaten mit ihren kräftigen Mandibeln im Hosenbein nach oben schafften, sprang einer unter dem Gelächter der Übrigen aus der Grube. Weisse Haut hält den Bissen nicht stand, jeder Biss blutet.       
                                                                                    
Eine Wurmschlange (Typhlops) wurde stolz als Königin präsentiert und es war  schwierig, die Ausgräber zu überzeugen,  weiter zu graben.  In Kenia glaubt man fest daran, dass die in den Kolonien gefundenen Typhlops die Königinnen der Dorylus  sind.       
                                                        
Dorylus wären wohl  in Formicarien  haltbar, wenn es gelänge, sie mit einer überlebensfähigen Königin zu beschaffen und es sind vermutlich noch viele Beobachtungen zu machen, die nur so möglich sind und von dem „Mantra“ über  army  ants  abweichen.

1         Schneirla, T.C. 1971  Army Ants . A Study in Social Organization. W.H. Freeman and Company, San Francisco.
2         Gotwald, W.H., Jr.,and G.R. Cunningham –van-Someren. 1990. A year in the life of an Old World army ant colony: spatial patterns in foraging and emigration. Pages 714-715 in G.K. Veeresh, B. Mallik, and C.A.Viraktamath, eds, Social  Insects and the Environment: Proceedings of the Eleventh International  Congress of the International Union for the the Study of Social Insects, Oxford and IBH Publishing Co., New Dehli.